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It's time to develop a LEARNING CULTURE

Es ist an der Zeit eine Fehlerkultur zu entwickeln

Feb 26, 2021

Als ich gestern den offenen Brief von Martin Sprenger (Ex-Covid19-Taskforce-Mitarbeiter der österreichischen Bundesregierung) gelesen hatte, hat mich sein letzter Absatz betroffen gemacht. Denn er beschreibt damit nicht nur den Zustand in unserer Bundesregierung, sondern auch einen Teil unserer Kultur.

Auszug aus dem offenen BriefSolche Inszenierungen und Beschönigungen wie bei der gestrigen Pressekonferenz helfen niemandem. Es ist vieles gut gelaufen in Österreich, darauf können wir stolz sein. Es ist aber auch vieles schlecht, manches sogar katastrophal schlecht gelaufen. Das sollten wir beim nächsten Mal besser machen. Nur eine ausgewogene Darstellung hilft uns, gemeinsam zu lernen und uns zu verbessern. Ohne Daten kann keine wissenschaftliche Aufarbeitung stattfinden und keine Gesamtbilanz gezogen werden. Jede Message Control schadet unserer Gesellschaft. 

Fehler zuzugeben, zu analysieren und daraus zu lernen, ist in unserer Kultur Mangelware. Die Folge ist, dass wir uns ohne eine gesunde Fehlerkultur nicht weiterentwickeln. Denn der Mensch lernt aus Versuch und Irrtum. Fehler einzugestehen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Größe und Stärke. Einmal mehr aufzustehen, daraus zu lernen und es besser machen.

Aussagen wie: „Bloß keine Fehler zugeben. Das kommt nicht so gut an“ „Da verlieren wir das Gesicht“ „Das werden sie uns nie verzeihen?“ „Solange wir selbst keine Antworten haben, lassen wir sie in der Ungewissheit.“ habe ich nur allzu oft gehört. Lieber verdrehen wir die Wahrheit, vertuschen unser Versagen, oder suchen einen Sündenbock. Oft werden unwichtige Dinge aufgebauscht, um vom Wesentlichen abzulenken.

Es gibt eine Reihe von kognitiven Verzerrungen, die diese Phänomene erklären. „Ankerheuristik, Beharren auf Überzeugungen, Bestätigungsfehler, Kontrasteffekt, Moralische Lizenzierung, Wahrheitseffekt, …“

Wie können wir uns dieser kognitiven Verzerrungen bewusster werden und somit objektivere Entscheidungen treffen und uns weiterentwickeln? Oder ist das nicht unser Ziel? Hoppala. Ich habe das noch nie in Frage gestellt. Wenn Menschen sich nicht weiterentwickeln wollen, ist eine Fehlerkultur nicht erforderlich. Status-quo Bias – alles soll so bleiben, wie es ist. Gar nicht hinschauen wollen. Das erklärt so Einiges.

 

Dabei gibt es wunderbare Beispiele, die uns aufzeigen, dass ohne Trial & Error unsere Menschheit heute ganz wo anderes wäre. In unserem Blog vom Jänner erklärt Ezgi, dass wir Penicillin durch einen Fehler entdeckt haben. Oder der Klassiker Edison: Wie viele Fehlversuche hat es gebraucht, bis wir nicht mehr mit Kerzen und Fackeln Licht in unser zu Hause bringen mussten? Oder ein ganz aktuelles Beispiel aus der Luftfahrt. Die Black Box zeichnet jedes Gespräch, jeder Schritt und jede Aktion im Flugzeug auf und auch im Cockpit herrschen klare Regeln, die keine Angst vor Hierarchie, Gruppendruck oder andere Verzerrungen zulassen. Fehler werden bewusst gesucht, um sie kontinuierlich zu verbessern. Nicht die Menschen werden ins Eck gestellt und anprangert, sondern die Prozesse adaptiert und angepasst. Da wurde viel gelernt und weiterentwickelt. Nicht umsonst ist das Fliegen die mittlerweile sicherste Art des Reisens. 

Ganz anderes schaut es da in unseren Krankenanstalten, in der Politik und in unserem Schulsystem aus. Die Götter in Weiß, der Herr Bundeskanzler und der Herr Professor. Große Machtdistanz und kein Hinterfragen erlaubt. Schade, denn gerade diese Bereiche dienen der Gesellschaft. Wäre es nicht wünschenswert, dass wir uns gerade in diesen Bereichen weiterentwickeln anstatt Status-quo anzustreben?

Ich denke, es ist Zeit, sich weiterzuentwickeln. Anstatt Angst vor dem Scheitern zu haben, ist es an der Zeit, unsere Prozesse und Strukturen zu adaptieren und anzupassen, damit Fehler minimiert werden und Besseres entsteht. Beginnen wir mit uns selbst, mit unseren Familien, in kleinen und großen Unternehmen – und entwickelt eine gesunde Fehlerkultur.

Genau darum geht es in unserem „Fail – Share – Grow“ Programm. Ein Herzensprojekt, dass ich vor einem Jahr ins Leben gerufen haben. Wer hat noch genug von Gesichtsverlust und Status-quo Bias? Dann bist du bei uns richtig. Fangen wir an. Es ist an der Zeit!

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